Orgelbauerlexikon
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Geb. 4. Dez. 1818 in Schnann im Stanzertal, gest. 17. Febr. 1886 in Völs am Schlern. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. Die Orgel für die Kirche von Trafoi (1848) wurde in einem Zeitungsbericht als "sein erstes Werk" bezeichnet. Im April 1855 erhielt er vom Magistrat der Stadt Bozen die Bewilligung, dort den Orgelbau zu betreiben. Am 21. Dez. 1870 erwarb er, im Kaufvertrag als "Orgelfabrikant in Bozen" bezeichnet, in Völs am Schlern ein Haus.
Die von Sies gebauten Orgeln unterscheiden sich hinsichtlich Disposition, Klangcharakter, technischer Einzelheiten und Gehäusegestaltung deutlich von den Werken seiner Tiroler Zeitgenossen. Auffallend ist der hohe Anteil von Holzpfeifen (bis in die 2'-Lage hinein) in seinen Orgeln. Sehr charakteristisch sind die eigenartig zusammengesetzten terzhaltigen Mixturen, ebenso die weiten, breit labiierten und niedrig aufgeschnittenen Metallpfeifen der Flöten 4'. In seinen Prospekten zeigt Sies eine Vorliebe für neuromanische Formen, wobei die Pfeifenfelder in der Regel von vorgelagerten Halbsäulen eingerahmt werden.
1859 ist sein Bruder Alois (geb. 24. Jan. 1826 in Schnann, gest. 6. Jan. 1871 in Amden/Schweiz) als Gehilfe nachweisbar. Dieser führte im folgenden Jahrzehnt in der Schweiz (vor allem im Kanton St. Gallen) Reparaturen aus. Zwei weitere Brüder wurden als Maler bekannt: Johann Anton (geb. 29. Apr. 1817, gest. 29. Jan. 1873) und Philipp Jakob (geb. 6. Apr. 1820, gest. 25. Febr. 1863 in Klagenfurt).
Werke (Auswahl):
Trafoi, 1848 (I/6) · Schleis, 1850 (I/11) · Trafoi, hl. Drei Brunnen, 1851 · Pfunds, 1852 (I/15) · Laas, 1853 · Kurtinig, 1854 · Terlan, 1856-57 (II/22) · Sarnthein, 1858-59 · Dorf Tirol, 1859 (II/18) · Völs a. Schlern, Pfk., 1863 (Umbau; II/20) · (Meran-)Obermais, St. Valentin, 1864-65 (I/8) · Unterinn, 1866 (I/14) · Strengen, 1866 (I/16) · Sta. Maria im Münstertal (Graubünden), ev. Kirche, 1867 (I/8) · Nauders, 1868 (II/21) · Stilfs, 1869 (I/16) · Völser Aicha, 1870 (I/10) · Oberinn, 1871 (I/8) · Trient, S. Marco, 1873 (II/26) · Innsbruck, Ursulinenkirche, 1875 (I/15; 1877 erweitert auf II/20) · Innsbruck, St. Jakob, 1875 (Umbau; II/31) · (Meran-)Untermais, Maria Trost, 1876 (I/11) · Margreid, 1876 (I/16) · St. Jakob a. Arlberg, 1879 (I/16) · Imst, St. Johannes, 1884 (I/10).
Literatur:
Alfred Reichling, Der Orgelbauer Josef Sies aus Schnann. In: Gemeindeblatt für den Bezirk Landeck 34, 1979, Nr. 34 und 38.
Alfred Reichling, Orgellandschaft Südtirol, Bozen 1982, S. 22 f.
Ders., Der Orgelbauer Josef Sies. In: Josef Nössing (Hrsg.), Völs am Schlern. 888-1988, Völs a. Schlern 1988, S. 508-510.
Foto: Undatiert (Pfarrarchiv Nauders).
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