Reinisch, Franz (I) |
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Franz (I) Xaver, geb. 28. Febr. 1801 in Gries a. Br., gest. 14. Okt. 1888 in Steinach a. Br. Ältester Sohn von Joseph Reinisch. Er erwarb seine orgelbauerischen Kenntnisse als Gehilfe seines Vaters. Um 1831/32 kam es zur Ablösung von der väterlichen Werkstatt. Den Neubau für Kematen bei Innsbruck führte er zusammen mit seinem Bruder Andreas aus; beim Umbau der Orgel von Axams (1832) wirkte auch noch der Bruder Thomas mit. Im Oktober 1832 bezeichnete sich Franz Reinisch als "Orgelbauer in Gries", womit er seine Selbständigkeit dokumentierte. 1833 kaufte er in Steinach ein Haus. Von da an datiert der Sitz der Werkstatt in Steinach. Hier arbeitete er fortan zusammen mit seinem Bruder Thomas (gest. 1837). Die Steinacher Firma ist also eine Neugründung und nicht als Nachfolgerin der Werkstatt von Joseph Reinisch in Gries anzusehen, da dieser seine Orgelbautätigkeit weiterhin ausübte. Dem Dorfbrand von Steinach im Jahre 1853 fielen auch Wohnhaus und Werkräume Reinisch samt schriftlichen Unterlagen zum Opfer. Aus der neuen Werkstatt gingen ab 1854 unter Franz (I) Reinisch noch 18 Werke hervor. Im Jahre 1872 ging die Leitung der Werkstatt auf den Sohn Franz (II) über, der bereits die Orgel von Virgen (1869) weitgehend selbständig gebaut zu haben scheint. Auch die Söhne Joseph Anton (geb. 12. Juni 1834 in Steinach, gest. 15. Juli 1871 ebd.) und Karl (I) werden gelegentlich als Mitarbeiter erwähnt. Von Joseph ist eine Drehorgel erhalten geblieben. Werke (Auswahl): In der Prospektgestaltung trat Franz Reinisch in die Fußstapfen seines Vaters. Die Muster von Trins (1832, fünfachsig) und Blasienberg (1833, vierachsig) hatten auch für die Folgezeit bis zur Jahrhundertmitte Beispielcharakter. Sechsachsigkeit durch Teilung des Mittelfelds findet sich bei der Orgel der Pfarrkirche Lajen (1845). Der vierachsige Typ konnte auch dadurch eine Steigerung erfahren, dass in der Mitte ein stummer "Oberwerks"-Prospekt angebracht wurde: Kiens (1846-47), Latzfons (1860, neugotisch) und Virgen (1869, neuromanisch). Charakteristisch für den Gehäusebau ist, dass für die Füllungen des Oberbaus häufig mit Ölfarbe bestrichene Leinwand statt Holz Verwendung fand. In klanglicher und technischer Hinsicht war Franz (I) Reinisch durchaus konservativ. Ein Dispositionsentwurf für die Pfarrkirche von St. Andrä bei Brixen (1853) weist im Klangbereich über 4' nicht weniger als vier von neun Manualregistern auf, darunter ein 3faches Cornet und eine 4fache Mixtur. Die Posaune 8' im Pedal wurde auch bei verhältnismäßig kleinen Instrumenten gerne disponiert; sie sollte den festlichen Charakter des Plenums unterstreichen. Ein Pedal mit nur 16 Tönen (C-H, c°, d°, e°, f°) und dem Tastenbild der kurzen tiefen Oktave findet sich noch bei der Orgel für Ratschings (1869). Literatur: Foto: Undatiert (Privatbesitz). |