Pröbstl, Joseph und Balthasar |
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Joseph, geb. 19. Mai 1798 in Brunnen (Pfarrei Waltenhofen), gest. 3. Sept. 1866 in Füssen. Der Sohn eines unbemittelten Zimmermanns machte ab 1817 in Füssen eine Tischlerlehre durch und bemühte sich anschließend um Lehrstellen bei Orgelbauern. 1819 war er zwei Wochen lang bei Peter Paul Hörmiller (um 1770-1851) in Landsberg am Lech, 1821-23 arbeitete er bei Andreas Handmann in Schongau. Danach machte er sich selbständig. In seiner Anfangszeit befasste er sich mit dem Bau von kleinen Haus- und Schulorgeln, daneben auch mit dem Klavierbau. Nach seiner Heirat in Füssen (9. Jan. 1826) machte er sich dort ansässig. In der Folgezeit baute er über 30 meist einmanualige Orgeln, wobei sich sein Arbeitsgebiet schon nach wenigen Jahren bis in den Rupertiwinkel erstreckte. Ständig auf Weiterbildung bedacht, studierte er Töpfers Orgelbaukunst (1833/34) und baute die Orgel für Dietramszell (1840) als erste ganz nach den Theorien Töpfers. In Tirol führte er einige Reparaturen aus. Werke (Auswahl): Sein Sohn Balthasar, geb. 2. Jan. 1830 in Füssen, gest. 10. Okt. 1895 ebd., wuchs als Mitarbeiter seines Vaters schon früh in den Orgelbau hinein und begann bereits mit 17 Jahren, Konstruktionszeichnungen und Gehäuseentwürfe zu fertigen. Im Jahre 1850 übernahm er die Leitung der Werkstatt; der Vater arbeitete noch bis 1855 mit. Die Ausstellungsorgel Augsburg 1852 wurde mit der höchstmöglichen Auszeichnung (Silbermedaille) bedacht. Sie erhielt im Pedal eine Kegellade; bei der Orgel für Stötten (1856-57) wurden erstmals Manual-Kegelladen verwendet. Kleinere Orgeln versah Pröbstl jedoch bis Ende der 1880er-Jahre weiterhin mit Schleifladen. Bei einigen Orgeln (z. B. Dillingen, 1871) baute er in den Spieltisch die durchschlagende Zungenstimme Harmonica 8' ein. Die erhaltenen Instrumente zeigen eine sehr solide Bauweise. Franz X. Witt ließ Pröbstl als einzigen bayerischen Orgelbauer neben Steinmeyer gelten. Ähnlich wie sein Vater war Balthasar außerordentlich bildungsbeflissen. Er besichtigte alte und neue Orgeln, besuchte u.a. 1861 Joh. Gottlob Töpfer und Friedrich Ladegast sowie 1867 Carl Gottlob Weigle auf der Reise zur Weltausstellung in Paris. Seine Haus-Chronik (1857 bis 1869 erstellt) ist eine Fundgrube für die orgelbaulichen Verhältnisse im bayerischen Raum während der ersten sieben Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Eine von Pröbstl selbst angelegte Werkliste zählt für den Zeitraum 1850-1895 insgesamt 115 Neubauten auf; diese Liste ist jedoch nicht ganz komplett. Nach Pröbstls Ableben führte Hermann Späth die Werkstatt weiter. Werke (Auswahl): Literatur: |